5B / 5C im Gespräch
mit Zeitzeugin Frau Dr. Helga Feldner-Busztin (*1929, geb Pollak)
Themen des Vortrages
- Kindheit und Familie
- Schulausschluss und Verhaftung des Vaters
- Überleben im nationalsozialistischen Wien
- 1943 Deportation nach Theresienstadt
- Leben/Arbeiten/Hunger im Ghetto Theresienstadt/Terezín
- Alltag, Überlebenskampf
- zwei Mal der Deportation (nach Auschwitz) entgangen
- Gefangenschaft und Verfolgung des Vaters
- 1945 Endphase, Befreiung und Rückkehr nach Wien
- das Weiterleben der Familie
- Schule, Studium, Kennenlernen des späteren Ehemannes, Arbeit als Ärztin
- politische Einstellung
- Tätigkeit als öffentliche Zeitzeugin
Themen bzw. Fragen bei der anschließenden Diskussion
- Wer hat geholfen/wer hat weggeschaut?
- Wieso sich die Leute so haben verhetzen lassen?
- Soll man verzweifeln oder sich wehren?
- Was ist entschuldbar? Was gibt Hoffnung?
- Bezug zu heute: Rechtsruck/Flüchtlinge/Islam gehört auch zu Österreich, war immer anerkannte Religion / Religion ist Privatsache
- Das Schlimmste: die Jugendlichen hatten damals die natürliche Tötungshemmung verloren/man hatte sie ihnen abtrainiert.
- Nach dem Kriegsende: Helga Feldner wollte es sich / den anderen beweisen – kein Untermensch mehr sein
Aufruf an die SchülerInnen – was ist wichtig für uns heute:
Lasst euch nicht verhetzen! Respekt! – Jede/r Einzelne ist anzuhören, egal welche Hautfarbe, Herkunft, Religion er/sie angehört
Achtet darauf, wen ihr wählt, welche Partei, welche Inhalte vertritt … und lest!
Rückmeldungen von SchülerInnen der 5b und der 5b:
Einige ihrer Familienmitglieder wurden in Vernichtungslagern ermordet. Frau Feldners Hass wuchs durch diese Verluste, aber es wurde dadurch auch ihre Kraft größer, um in Theresienstadt alles zu ertragen. Sie gab niemals auf, hielt bis zum Schluss durch. Auch heute noch präsentiert sie sich als starke, selbstbewusste und großartige Frau, die noch immer körperlich und geistig fit ist. Ich bewundere sie und danke ihr, dass sie mit uns ihre traurige und ergreifende Lebensgeschichte teilte. Sophia
Frau Dr. Feldner versuchte uns jene grausame Zeit näherzubringen, meinte aber auch, dass dies kaum möglich sei, da wir uns ihre Erlebnisse in der heutigen Zeit nur mehr schwer vorstellen könnten. Für mich ist die Zeitzeugin eine bewundernswerte starke Person und ich sehe den 2. Weltkrieg nun mit etwas anderen Augen. Johanna
Ihre Geschichte lehrt uns, wie böse und schrecklich die Tyrannei der Nazis und das Leben in den Kriegsjahren war. Nach 1945 wollte die 16-jährige Helga ihre eigenen Wege gehen, nicht in Wien bleiben, doch sie konnte nicht, da ihre Familie sie brauchte. In sich spürte sie „Hass“ auf die Verursacher dieser Situation und sie wollte allen zeigen, dass sie kein minderwertiger Mensch ist. Ich bewundere sie dafür, dass sie es so schnell schaffte, ihren Schulabschluss zu machen um danch in kürzester Zeit Medizin zu studieren. Meine Generation kann sich glücklich schätzen in Frieden und Toleranz aufwachsen zu dürfen – ich trage Helga Feldners Erinnerungen für immer in meinem Herzen. Heidi
Helga Feldner-Busztin erzählte, dass sie mit der Zeit nachdenklicher und philosophischer geworden ist und das Leben mit anderen Augen sieht. Ich fand ihre Worte – wenn sie meint, dass man einen Menschen nicht wegen seiner Hautfarbe oder seiner Religion verurteilen oder diskriminieren sollte – sehr berührend, da dieses Thema heute noch oder wieder sehr aktuell ist.
Nach dem Vortrag hatten wir SchülerInnen die Möglichkeit, an Frau Feldner Fragen zu stellen, die uns interessierten. Mir hat diese Diskussion sehr gefallen, da wir dadurch viel über den 2. Weltkrieg erfahren haben – vor allem aus einer Perspektive, aus der wir diese Zeit noch nie betrachtet haben. Sydney
Ich finde es sehr wichtig, dass Botschaften, wie entwürdigend die Nazi-Zeit und wie schrecklich der Zweite Weltkrieg war, nicht verschwiegen und nicht vergessen werden dürfen. Hannah
Die Zeit des Nationalsozialismus beschäftigt mich schon länger und der Bericht der Zeitzeugin hat mich sehr berührt. Ich verstehe nicht, warum Menschen so grausam miteinander umgehen. Wir sollten zusammenhalten! Anna
Frau Feldner erklärte, dass es ihr immer noch schwer fällt, ihre Vergangenheit zu vergessen und das Leben normal zu führen. Aus ihrer Geschichte ist zu lernen, dass man im Leben nie aufgeben soll. ich bewundere ihre Tapferkeit. Als Schülerin habe ich ihren Vortrag sehr lehrreich gefunden. Shikshya
Besonders schockiert haben mich einige Erinnerungen von Frau Feldner, zum Beispiel, dass ein Arzt zu ihrer kranken kleinen Schwester im Krankenhaus sagte: Judenfratz, mach den Mund auf und ihr gleich darauf eine Watsche runterhaute, aber auch, wenn sie von ihrem kleinen Lieblingscousin erzählte, der ins Gas gegangen ist, oder von ihrem Vater, der zwar überlebte, doch sehr beschädigt war. Jakob P.
Wir haben im Deutschunterricht Jugend ohne Gott von Ödön von Horvath gelesen, daher war es für uns besonders interessant, von einer Zeitzeugin zu erfahren, wie belastend und manchmal auch dramatisch das Aufwachsen für Kinder und Jugendliche in den 30er-Jahren in Wien war.
Ich finde es beeindruckend, wie offen sie mit uns ihre Geschichte geteilt hat. Sehr geschätzt habe ich ihre Botschaft, dass man jeden so akzeptieren soll, wie er ist. Rokaya
Besonders gefallen hat Frau Helga Feldner-Busztin, dass wir eine so gemischte Schule sind, in der viele Nationalitäten vertreten sind. Sie meinte, es sei egal, wie ein Mensch aussieht oder welche Religion jemand hat: jeder soll so akzeptiert werden, wie er/sie ist. Sie meinte, wir sollen uns gut überlegen, welche Partei wir wählen und wir sollten viele Bücher lesen, um die Welt und unser Leben besser zu verstehen. Erst wenn man versteht, kann man etwas ändern! Magdalena
Wir SchülerInnen hörten gebannt ihren bewegenden Geschichten zu. Diese kamen ja aus erster Hand. Wir Jugendliche dürfen uns glücklich schätzen, Zeuge/Zeugin einer Zeitzeugin gewesen zu sein. Auch in der Nachbesprechung waren zahlreiche betroffene, erstaunte aber vor allem dankbare Rückmeldungen zu hören. Kurzum, wenn Sie, sehr verehrte Frau Dr. Feldner-Busztin, unsere Kommentare hier lesen, möchten wir Ihnen vor allem eines von ganzem Herzen sagen: DANKE! Sandhya